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Wie wir in Bolivien den Himmel auf Erden fanden

Trekking im Nationalpark Sajama



Bislang unser absoluter Lieblingsort auf Reisen? Sajama!!! Was haben wir die Zeit in diesem friedlichen, bolivianischen Dorf und seiner fantastischen Umgebung, dem gleichnamigen Nationalpark, genossen! Wir, das sind mein Mann Paul und ich. Während einer längeren Reiseauszeit waren wir zwischen Mai 2022 und Februar 2023 unter anderem in Südamerika unterwegs. Und auch noch Monate später überkommt mich beim Gedanken an Sajama eine tiefe innere Zufriedenheit, die das Motto „Sammle Momente, nicht Dinge“ wieder einmal zu 100 % bestätigt.

Wir wussten, dass der Ort im äußeren Westen des Landes klein sein würde, aber erst nach einer dreistündigen Anfahrt durch unbewohntes Gelände wurde uns bewusst, wie klein und ausgestorben es hier wirklich war. Ein paar Straßenzüge mit kleinen Häuschen und schon ging der Ort auf der einen Seite in weite Graslandschaft über, auf der anderen wiederum erhoben sich direkt ein paar Hügel, hinter denen schon der höchste Berg Boliviens, der 6542 Meter hohen Nevado Sajama, emporragte. Die Einwohner Sajamas leben von der Lama- und Alpakazucht sowie vom Tourismus, der auch im Januar 2023 immer noch im Covid-Dornröschenschlaf zu sein schien. Ein paar Bodenläufer wurden vom Wind durch die leergefegten Sandstraßen gescheucht – Westernflair pur!

Ankunft am Dorfplatz von Sajama. Hier steppt nicht unbedingt der Bär, aber das kommt uns sehr gelegen.

Der höchste Berg Boliviens, der Nevado Sajama (6542 m), erhebt sich unweit des gleichnamigen kleinen Ortes.

Begeistert von diesem ersten Eindruck stockten wir noch unsere Wasservorräte auf. Das dauerte in diesem kleinen Nest länger als gedacht. Wir mussten nämlich erstmal die beiden einzigen geöffneten Lädchen finden, um nochmal sechs Liter extra zu ergattern. Trinkwasser war im Kontext unserer autarken Wanderungen in Südamerika immerzu ein hochbrisantes Thema. Leider sind die Flüsse und Seen in einigen Gebieten des Kontinents durch den Bergbau stark kontaminiert, egal wie sauber sie auch aussehen mögen. Und auf einen Wasserfilter, der unterwegs kaputt gehen könnte, wollten wir auch nicht setzen.

Die Menschen leben von der Lama- und Alpakazucht. Die aufgeweckten Tiere laufen tagsüber frei umher, auch direkt durch den Ortskern.

Vollgepackt mit Wasser und Entdeckergeist machten wir uns schließlich auf zu einer 2,5-tägigen Trekkingrunde, die uns sogar kurz nach Chile führen würde. Und die war einfach genial! Sajama liegt bereits auf 4200 Metern Höhe. Das Altiplano, wie die platte Hochebene hier genannt wird, ermöglicht eine ewig weite Sicht, so dass die rings um den Ort herum liegenden schroffen Berge und Vulkane zum Greifen nah wirken. Wir konnten uns an der Umgebung gar nicht satt sehen. Unser Tagesziel war dann bereits das erste Highlight der Tour: eine Landschaft mit lauter blubbernden Geysiren, und zwar für uns ganz allein. Wir suchten uns ein geeignetes Plätzchen für unser Zelt, erkundeten unseren Vorgarten und konnten uns in der folgenden Nacht über eine natürliche Fußbodenheizung freuen. Was war es mollig warm hier oben!

Wenige Kilometer von Sajama entfernt liegt eine beeindruckende Landschaft von Geysiren.

Durch die natürliche Fußbodenheizung ist uns eine mollig warme Nacht gewiss.

Am nächsten Tag ging es dann moderat steil hoch in die Berge rüber nach Chile. Für circa zwei Stunden liefen wir vorbei an mehreren Lagunen, beobachteten die fabelwesenhaften Chinchillas - einen gelungenen Mix zwischen Hase, Eichhörnchen und Meerschweinchen - , bis wir dann zum Abend hin wieder bolivianischen Boden unter den Füßen hatten und unser Zelt auf 5086 Metern in atemberaubender Kulisse aufschlugen: unglaublich karg, ein bisschen wie eine Mondlandschaft, umgeben von bunten Bergen, mit Blick auf eine spiegelglatte Lagune.

Schon beim Abendessen war es empfindlich frisch. Und nachts war es einfach nur bitterkalt. Trotz all unserer Kleidung am Leib (ja, sogar die Regenkleidung!), war alles andere als an einen erholsamen Schlaf zu denken. Aber jetzt können wir immerhin sagen, wir hätten schon mal im „Dachzelt“ der Welt genächtigt.

Wer Chile zu Fuß auf über 4800 Metern erreicht, darf schonmal etwas abheben.

Suchbild: Die fabelwesenhaften Chinchillas – ein gelungener Mix zwischen Hase, Eich- hörnchen und Meerschweinchen – sind manchmal erst auf den zweiten Blick zu erkennen.

Wieder zurück in Bolivien befinden wir uns auf über 5000 Metern in einer kargen Mondlandschaft. Zum Zelten optimal – wenn man nicht an die Nachttemperaturen denkt.

Beim Abstieg am folgenden Tag wurden wir dann wieder mit sonniger Wärme und bester Aussicht belohnt. Insbesondere vom Nevado Sajama, dem höchsten Berg Boliviens, der auf der gegenüberliegenden Seite des Tals schon wieder aufblitzte, machten wir zahlreiche Fotos. Nach der bitterkalten Nacht sehnten wir uns nach unserem wohlverdienten Abschlussziel, den natürlichen Thermalbädern etwas außerhalb Sajamas gelegen. Der Weg bis dorthin zog sich sehr, zumal es jetzt wieder durchs So-nah-und-doch-so-fern-Altiplano ging. Aber als wir dann im kuschelig warmen Pool mit 360-Grad-Rundumblick auf all diese unglaublichen Berge saßen, war die ungemütliche Nacht längst hinter uns und wir um ein Abenteuer reicher. Die weite, wilde Natur und kleine authentische Orte wie Sajama – das sind unsere kostbaren Reisejuwelen!

Das So-nah-und-doch-so-fern-Altiplano auf dem Rückweg nach Sajama

Natürliches Thermalbad mit 360-Grad-Rundumblick. Schöner kann man nicht entspannen.

Wieder zurück im „Zentrum“ Sajamas verbrachten wir weitere vier Nächte in der Unterkunft einer ecuadorianischen Familie. Das bedeutete, dass wir eine der winzig kleinen Kammern im ebenfalls sehr winzigen Hof der Familie inklusive Einblicke in das Leben der Einheimischen erhielten. Die 4-jährige Enkelin Maria fand in uns neue Spielkameraden und am Babylama der Familie (Llamita wurde traurigerweise von seiner Mutter verstoßen) blieben wir immer wieder mit unserer Aufmerksamkeit hängen. An unserem vorletzten Tag hieß es plötzlich: Llamita ist verschwunden! Das kleine Tier wurde noch mit der Flasche gefüttert – es musste also schleunigst wiedergefunden werden. Kurze Zeit später gab es dann aber zum Glück Entwarnung und unser Herbergsvater kam mit Llamita auf dem Arm erleichtert in den Hof gelaufen. Die Kleine war auf der anderen Seite des Dorfes gefunden worden und bekam nun vorsorglich einen dickeren Strick verpasst.

Entzückt von Babylama Llamita

Die 4-jährige Maria übernimmt unter dem wachsamen Blick der Oma begeistert den Fläschchenservice.

Wir genossen den entschleunigten Alltag, in dem das verschwundene Babylama schon ein riesiges Ereignis zu sein schien. Oft saßen oder standen wir einfach nur da, blickten in die Ferne und konnten unser Glück nicht fassen, quasi den Himmel auf Erden gefunden zu haben. Fasziniert horchten wir in die unglaublich gedämpfte Ruhe im Dorf, wie man sie sonst nur hoch oben in den Bergen erlebt (von mucksmäuschenstill über Alpaka- und Windsounds bis hin zu "Oh, ein Auto fährt ins Dorf"). Hinzu kamen die trockene, saubere Luft und fantastische Wetterschauspiele. Egal ob Sonne und strahlend blauer Himmel mit schneebedeckten Bergen, tiefschwarze Gewitterfront, Morgendämmerung mit klarer Bergsilhouette oder Sonnenuntergänge, deren Farbverläufe wie nachbearbeitet aussahen. Nicht zu vergessen: Der wieder einmal geniale Sternenhimmel!


Die Fülle an Wetterschauspielen fasziniert uns. (Hier wurde nichts nachbearbeitet!)

Aber langsam wurden unsere Füße etwas zappelig und voller Vorfreude nahmen wir unser nächstes Highlight in Angriff: eine Wanderung zum Hochcamp des Nevado Sajama, dem bereits erwähnten höchsten Berg Boliviens. Auf den Gipfel des Nevado Sajama wollten wir nicht, dazu fehlte uns die richtige schneesichere Ausrüstung und auch die notwendige Erfahrung. Aber es reizte uns, doch immerhin die erste Etappe aller Gipfelstürmer bis zum Hochcamp auf 5680 Metern auszukundschaften. Morgens um halb sieben brachen wir mit leichtem Tagesgepäck auf. Wir begegneten in dem Gelände den ganzen Tag über keiner Menschenseele. Also ganz nach unserem Geschmack. Zunächst mussten wir die kleineren Berge im Vordergrund bewältigen, die sich direkt neben dem Ort erhoben. Dann liefen wir durch ein höher liegendes Tal, um schließlich in 5000 Meter Höhe auf kleinere, felsige Pfade zu wechseln. Am frühen Nachmittag, nachdem wir eine Zeit lang schnaufend (ja, die Luft wurde echt dünn dort oben) nur noch über den Geröllhang gerutscht waren, gaben wir uns mit 5411 Metern, kurz vor Beginn der ersten Schneefelder, zufrieden. So oder so ein neuer Bergsteigerrekord für uns!


Als wir zum Abschluss unserer Sajamazeit nochmals die Thermalbäder aufsuchten, mussten wir beim Anblick des Nevado Sajama etwas schmunzeln. Was hatten wir uns dort oben schon fast wie Gipfelbezwinger gefühlt – von hier unten aus betrachtet war unser erreichter Höhenrekord immer noch lächerlich niedrig. Aber es kommt eben immer auf die Perspektive an! Wir dümpelten im angenehm warmen Wasser des Thermalbeckens und ließen zufrieden die letzten Tage Revue passieren.

Badevergnügen deluxe

Wir werden diesen magischen Ort immer in bester Erinnerung behalten. Hier haben wir uns unglaublich geerdet gefühlt, hier konnten wir nachhaltig Energie tanken und uns auf das besinnen, was uns wirklich wichtig ist. Sajama ist ein Ort, der einen einfach nur demütig gegenüber der Natur und ihrer einzigartigen Kraft, Ausstrahlung und Schönheit werden lässt.

Ich denke, es gibt viele einmalige Orte auf dieser Welt, aber nur wenige, die einen so überwältigen können wie Sajama!

Einer der magischsten Orte überhaupt für uns






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